Die Marienkapelle in Rhöndorf

Erst seit 1907 führt die Rhöndorfer Straße auf beiden Seiten der Marienkapelle vorbei. Damit ist sie noch mehr als früher hervorgehoben. Der Straßenverkehr umflutet sie. Sie ist das Wahrzeichen Rhöndorfs vor dem imposanten Panorama des Drachenfels.

Die Marienkapelle hat eine Vorgängerin, die durch ein altes Prozessionsverzeichnis bekannt ist. Die kleine Glocke mit der Inschrift "Ave Maria, ora pro nobis, anno 1624" (Sei gegrüßt, Maria, bitte für uns, 1624) deutet ebenfalls auf die frühere Marienkapelle hin. Die Zerstörung dieser Kapelle im Jahre 1689 ließ die Rhöndorfer nicht ruhen. Nachdem sie ihre Wohnhäuser notdürftig wieder hergerichtet hatten, machten sie sich mit Mut und Gottvertrauen an die Arbeit, die Marienkapelle neu aufzubauen, um wieder die Möglichkeit zu besitzen, zum Gebet zusammen zu kommen. Das Grundstück hierzu hatten sie geschenkt erhalten. Es war eine Stiftung des Propstes in Oberpleis, des Grafen Johann Bertram von Nesselrode - Reichenstein (Inschrift links über dem Eingang der Kapelle).

Als weitere Wohltäter werden die Eheleute Jakob Neukirchen und Katharina Weinkirch genannt (Inschrift rechts über dem Eingang). Das neue Grundstück war nicht an der gleichen Stelle wie das frühere. Die neue Kapelle war zunächst auf der Westseite und an der Chorseite vom Garten der Familie Broel umschlossen.

Die Rhöndorfer begannen am 2. Mai 1714 mit dem Neubau. So ist es auch über dem Eingang festgehalten:

AO 1714 DEN Z TAG MAY HABEN WIR RHOENDORFER NACHBAREN DIESE KAPELLE ANGEFANGEN ZV BAWEN IN NAHMEN DER ALLERHEILIGSTEN IUNGFRAWEN MARIA REIN VNDT WERDEN ALLEN DEREN GVTHTAETER DIESER KAPELLEN IM GEBET ALLE ABENTS EINGEDENK SEIN! BAVMEN I.P. VNDT G.R.K.

Am 8. Juni 1716 wurde die Kapelle unter dem Titel "Mariae Heimsuchung" eingeweiht. In der Chronik der Pfarrei Rhöndorf steht: "Der Tag der Weihe war ein Tag heiliger Freude und berechtigten Stolzes für unsere Vorfahren, der Freude darüber, daß mit der neuen Kapelle die letzten Spuren der Zerstörung durch die Franzosen verwischt waren; darüber auch, daß sie nun wieder nach der Väter frommem Brauch allabendlich nach des Tages Last und Mühen zum Gebet im Heiligtum Mariens sich versammeln konnten. Und stolz konnten sie auf ihre Kapelle sein, denn sie hatten ja Hand - und Spanndienste geleistet bei dem Bau. Die Kapelle war ihr Werk, für das sie trotz ihrer Armut das Letzte opferten."

Sie ist im barocken Stil der damaligen Zeit erbaut. Auf dem Dach befindet sich ein Dachreiter und auf ihm unter einer Reiterfigur ein schmiedeeisernes Kreuz, in dessen Mitte sich der Baumeister Michael Pütz selbst verewigt hat, indem er dort die Darstellung eines Brunnens (mundartlich "Pütz" = Brunnen) hinein arbeitete. Auch die schöne alte Turmuhr aus dem Jahr 1761 fällt auf. An der Ostseite der Kapelle steht ein Steinkreuz aus dem Jahr 1728, gestiftet von den Eheleuten Behren-Dollendorf und Kellener-Schweppers, wie die Inschrift unter dem Kreuz bezeugt. Ursprünglich befand sich hier auch die steinerne Grabplatte mit dem Wappen des letzten Ritters vom Drachenfels, die später in die Außenmauer an der Nordseite der Pfarrkirche eingearbeitet wurde.

Hinter der Rückseite der Kapelle steht in einer kleinen Grünanlage ein Gedenkstein für die Gefallenen des 1. und des 2. Weltkrieges.

Viele Jahre lang wurde die Kapelle nur als Kunstwerk besichtigt und nicht als Gottesdienstraum genutzt. Seit 1982 aber finden dort auch wieder Gottesdienste statt: die Kreuzwegandachten, Maiandachten und Rosenkranzandachten der Rhöndorfer Pfarrgemeinde und die Patronatsmesse der Rhöndorfer St. Hubertus- Schützen - Gesellschaft im November.

Der Titel der Kapelle "Mariae Heimsuchung" war den Rhöndorfern über die Jahrhunderte so vertraut geworden, dass sie ihn zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf ihre neu erbaute Pfarrkirche übertrugen.